Verkäufer sind schon ein durchtriebenes Völkchen…
Verpackungen durchschauen wie frischgeputzte Gläser ist leichter gesagt als getan. Bei dem ganzen Gewäsch, das auf die Kartons und Tüten gedruckt wurde, blickt keiner durch wie bei verspiegelten Gläsern.
Was auf den Verpackungen steht, ist manchmal nicht nur undurchsichtig, es soll blenden. Da dir in den verschiedenen Gängen und Regalen keine Makler, die auf Provisionsbasis arbeiten, auf die Nerven gehen, übernehmen Produktverpackungen diesen Job. Sie biedern sich an, sagen dir das, was du hören willst.
Mittlerweile sind wir so weit, dass es zu viele Produkte mit dem imaginären schlechtsitzenden Anzug samt vergilbter Krawatte gibt. So wird ein Bummel durch den Supermarkt zu einer echten Herausforderung.
Die Marketingmenschen und Gestaltungsgesellen wissen nämlich, worauf es ankommt: ein cooles, vertrauenswürdiges Aussehen, dazu Schlagworte, die in deinen Diätplan passen.
Es ist irgendwie absurd, dass das passieren darf, obwohl man sich auf den Aufdruck auf der Packung verlassen muss. Wenn der Hersteller nicht mal ein Guckloch lässt, durch das man luken kann, kauft man schließlich blind. Man hat keinen Schwimmer, was sich in den Verpackungen versteckt. Stell dir vor, du müsstest die nächste Jeans nur aufgrund des Schildchens auswählen.
So viel Verwirrung. Man gibt auf. Farben, Schlagworte, wenig dies, das reduziert, Schriftarten…
Sie sind die auswendiggelernten Phrasen, mit denen Makler normalerweise auf einen eindreschen. Man denkt sich nur: Ich gebe auf, ich kaufe… nur Ruhe!
Mit dieser Taktik wird es nur mit einer ordentlichen Portion Glück gesund und gut.
Es sind meistens ähnliche Eigenschaften, die einen zum einen Produkt statt jenem greifen lassen. Doch Vorsicht, nicht täuschen lassen: Es ist nicht alles gesund, was grün ist. Wer sich gesund ernähren will, wurde auf ein saftiges grün oder ein strahlendes Gelb getrimmt. Es sind sicherlich angenehme Farben – wenn man in der Natur ist. Im Supermarkt blenden sie. Garniert mit einer weißen Schrift werden sogar Zuckerbonbons als fettarm angepriesen.
Nicht jedes Produkt mit einer Wiese kommt frischgepflückt von der Weide. Hellblau und rosa sind angeblich harmlos wie Babys. Das Produkt, das sich in der Verpackung versteckt, muss aber nicht klein und zart sein. Es können dahinter Zuckerbomben, Geschmacksverstärkergeschosse, Kalorienkolosse aufwarten. Niedliche Verpackungen sind kein Kinderkram.
Die vermeintlich guten Eigenschaften werden groß beworben, das Negative wird verschwiegen. Stolperfallen: Fettreduzierte Produkte haben oft viel Salz oder Zucker, um Geschmacksträger zu sein und diesen zu intensivieren. Zuckerfreie Produkte sind mit viel Süßstoff versetzt – zwar weniger Kalorien, aber auch nicht gesund. Diese unnatürlichen Süßmacher und seltsamen Stoffe können draußen bleiben wie Schläger aus der Disco. Dein genaues Auge ist der Türsteher.
Wenn dick und fett kalorienarm beworben wird, heißt das nicht, das man davon nicht dick und fett wird. Kalorienarme Chips haben trotzdem eine Menge Kalorien. Bevor ich mir dieser Tricks bewusst wurde, habe ich einmal kalorienarme Butter gekauft. Ich war überzeugt: „voller Geschmack bei weit niedrigem Fettgehalt pro 100 Gramm.“ Das Ergebnis war ernüchternd wie der Sonntag, nachdem man feiern war: Die Butter war mit Wasser gestreckt und schmeckte auch so. Ich kam mir veräppelt vor, weil ich mich für strunzdumm hab verkaufen lassen. Das will ich dir in Zukunft ersparen.
Lebensmittel im Retrodesign werden höchstwahrscheinlich nicht auf einer alten, natürlichen Rezepten beruhen. Hier soll lediglich suggeriert werden, dass die Sachen wie bei Großmutter schmecken. Ob deine Oma so viel Geschmacksverstärker benutzt hätte? Das Bewerben einer neuen Rezeptur sollte neutral gesehen werden. Es heißt nicht, dass es zwangsläufig besser schmeckt. Wenn deine Oma in Zukunft den Kuchen mit Salz statt Zucker backt, ist es auch eine neue Rezeptur, aber… Guten Appetit. Wahrscheinlich werden ab sofort nur noch billigere Zutaten verwendet. So könnte man den Wareneinsatz senken und die eigene Gewinnmarge erhöhen oder den Preis gegenüber der Konkurrenz senken. Wer auf solche Ideen kommt? Gewiefte Verkäufer.
Stell dir beim nächsten Einkauf das Wiesel von Makler, das hinter dem Produkt steckt, vor. Beame dich in die Meetings, in denen entschieden wurde, welche Schriftart den Kunden am meisten anspricht, wie Scotty den guten Kapitän Kirk in die Enterprise.
Mach dir bewusst: Jedes einzelne Produktdesign soll dich dazu bringen, dass der Griff ins Regal an die richtige Stelle führt.
Ich will dich sensibilisieren, die Verkaufstricks, die keine Argumente sind, zu durchschauen. Keine Farbe, keine Schriftart, kein Wort wurde ohne Hintergedanke gewählt. Die Produkte stehen in direkter Konkurrenz zueinander. Das Ringen um deine Aufmerksamkeit könnte kaum größer sein. Die 12 verschiedenen Sorten Quark stehen nebeneinander in Reih und Glied. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um herauszustechen.
Vorsicht ist geboten, der Inhalt zählt. Die inneren Werte werden sich als wichtiger erweisen als der erste Eindruck. Es ist wie bei einer Beziehung. Wer hätte es vermutet: Bei den meisten ungesunden Sachen sind diese Angaben versteckt und so klitzeklein wie dieser Ratgeber. Da muss man beim nächsten Einkauf womöglich die Lupe mitnehmen.
Dennoch: Wir sollten uns nur auf die Pflichtangaben verlassen.
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