Die verbotenen Sünden
Du hast es sicher bemerkt. Auf dem gesunden Teller fehlte etwas: die klassischen Dickmacher, die Gummitiere, Schokoriegel, Nachspeisen, Eisbecher, Chips, Pralinen und Knabbereien. Ich lüge dich nicht an, da lass ich mich vereidigen: Es geht auch ohne Sünden.
Während man bei den Kleinigkeiten immer gute Ausreden findet, warum man sie auf dem Speiseplan lassen könnte, sieht es bei den Sünden düster aus. Da musst du die Wahrheit wie eine Schlangenfrau ihren Körper verbiegen, um einen guten Grund zu finden. Du weißt, dass sie schlecht sind. Sünden sind böse. Wenn du abnehmen willst, müssen sie bekämpft werden. Ich verteufle sie. Sünden brauchen einen Exorzisten. Wie schaffen wir das?
Wir können sie mit negativen Auswirkungen assoziieren. Dass Sünden dick machen, ist klar. Das war dir immer bewusst, abgeschreckt hat es dich nicht. Aber vielleicht vergeht dir die Lust auf die Schokolade, wenn du dir faulige Zähne vorstellst, bevor du reinbeißt. Lass dir den Bluthochdruck durch den Salzschock der Chips bis in die Ohren klingeln. Erinnere dich an das dreckige Gefühl verkatert zu sein, wenn du abstinent sein möchtest.
Oftmals sind Sünden der Sündenbock, um kurzfristig langfristige Probleme zu überdecken. Sobald du es schaffst, Sünden als das zu entlarven, was sie sind, wird es dir leichter fallen, sie zu ignorieren. Sie sind ein Ablenkungsmanöver von Sorgen, ein Zeitvertreib gegen Stress, eine Befriedigung mit üblem Nachgeschmack. Nach ein paar Sekunden auf der Zunge plagt dich das schlechte Gewissen für ein paar Stunden.
Widerstehe ihnen! Du brauchst sie nicht, sie machen dein Leben nicht besser. Manchmal redet man sich nur ein, dass man etwas essen will. Man ist gefangen auf seinem Arbeitsplatz oder Couchplatz, redet sich vor lauter Langeweile ein, dass man jetzt schmausen muss. Ein Glas Wasser bringt Soforthilfe.
Der Mensch ist, was er denkt. Der Mensch fühlt sich so, wie die Gedanken es vorgeben. Wenn du dich ablenkst, ist der Drang nach Schokolade weg. Alles, was deine Gedanken abschweifen lässt, ist ein Mittel gegen das Verlangen.
Wenn Zucker und Sünden dein Leben erst lebenswert machen, musst du dir Gedanken machen. Positive. Suche andere Lösungen, wenn du deinen Schmerz mit ungesundem Fraß überdecken willst. Sieh Sünden nicht als Lebensmittel, sondern Droge. Der Rausch sei dir ab und zu in Gesellschaft gegönnt. Alltäglich darf es nicht werden.
Sünden sind nicht immer leere Kalorien, aber es sind verschwendete. Sie machen nämlich bei weitem nicht so satt, wie es eine gesunde Alternative könnte. Es ist zwar eine Standardantwort, aber Gemüse hilft auch gegen Gelüste. Praktisch: An frischem Gemüse hat man ordentlich was zu kauen. So ist man beschäftigt ohne seinem Körper einen reinzuwürgen. Es ist beinahe Sport: Da endet das Snacken mit einem Kaumuskelkater.
Auch Sünden kann man durch Alternativen eliminieren: Statt eine Tafel Schokolade einzusaugen, kannst du an einem Löffel Schokocreme lutschen wie ein Babys an ihren Daumen. Statt dem Fruchtgummi gibt es Obst. So lädt man auch Vitamine und Ballaststoffe zur Party auf der Zunge ein. Nicht nur Zucker.
Hilfreich ist ebenfalls, wenn man bei der Sünde, die man sich nicht verkneifen oder die es in angemessener Gesellschaft gibt, wenigstens möglichst harmlos bleibt. Mach aus der Chipstüte zumindest die fettarme. Es gibt mittlerweile Schokoladensorten mit weniger Zucker. Alkohol: Die Rangliste ist Wein, Bier, Schnaps. Du sollst die Sachen natürlich nicht nacheinander trinken, sondern so wenig wie möglich. Biermischgetränke süße Weine und Cocktails sind ein absolutes No-Go. Zucker!
Zu jeder Sünde solltest du dich überwinden müssen. In der Ernährungspyramide, die wir von früher kennen, wurden sie leider Gottes eingeplant. Selten so einen schlechten Einfluss gelehrt bekommen. Das war ein Fehler, finde ich. Sünden sollte immer eine Ausnahme sein. Und auch Ausnahmen müssen in den Tagesplan passen, wenn es sie heute ausnahmsweise gibt. Eine negative Kalorienbilanz kann auch an sündigen Tagen erreicht werden. Das heißt, dass es vorher oder nachher entsprechend weniger zu essen gibt. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sünden sind nicht die Spitze des Eisbergs, sondern höchstens das Sahnehäubchen. Etwas Besonderes, das nicht zu deinem normalen Tagesablauf gehört.
Familientreffen und andere Ausnahmen.
Knifflig sind leider alle Feiern und Treffen. Dort kann man kaum auf gesunde Alternativen hoffen. Sie werden schlicht nicht angeboten. Wir müssen/können/sollten uns nicht alles verbieten. Derartige Diätpläne scheitern, weil sie unrealistisch sind. Wenn der Tag aus der Reihe tanzt, gehört so eine Sünde dazu. Nehmen wir beispielsweise das Stück Sahnetorte am Geburtstag deiner Patentochter.
Es ist verständlich, dass du keine Szene machen und die Extrawurst spielen willst. Du möchtest trotz Diät dazu gehören, nicht negativ auffallen. Also schließ dich an wie bei einer Polonaise. Mach dir trotz der ausgelassenen Stimmung aber bewusst, dass du nicht übertreiben darfst. Ein Stück Kuchen, keine zwei. Ergänzt wird diese Ausnahme dann aber mit einem bestmöglichen Partner, also beispielsweise schwarzem Kaffee.
Lass dich nicht bequatschen, noch mehr zu essen, als du eigentlich willst. Eine kleine Portion reicht. Bleib standhaft wie eine Mauer. Wenn du nicht jeden einweihen willst, dass/warum du deine Diät machst, dann tut es auch eine Notlüge. Niemand kann ich dich reinschauen. Wenn du sagst, dass du schon so voll bist, haben die Leute das zu akzeptieren.
Soziales Essen mit Junk-Food gehört zu unserer Gesellschaft. Spare die Sünden deshalb für diese besonderen Anlässe auf. Und – wichtig – schau, dass sie in den Tag passen. Gegebenenfalls must du vor oder nach dem besonderen Anlass eine Ehrenrunde gehen. Nicht jede Situation muss ungesundes Essen beinhalten. Vermeide Sünden, Leckereien, Belohnungen, wenn kein besonderer Anlass vorliegt. Beuge dich nicht jedem Druck der Gemeinschaft, weil du befürchtest jemand könnte gekränkt sein. Denk erst an dich und an dein Übergewicht, dann an deine Gesellschaft. Ist es das wert? Wenn die Kollegen Backwaren mitgebracht haben, gibt es höchstens ein kleines Krümchelchen. Gruppenzwang ist keine gute Ausrede. Du musst kein Außenseiter sein, aber gönne dir die kleinstmögliche Portion, ohne peinlich zu sein. Wir wollen ja nicht, dass du super genial schlank aussiehst, dich aber keiner mehr mag. Die Diät soll zwar dein Leben auf den Kopf stellen, aber nicht unerträglich wie Felder während einer Dürre machen.
Schlemmen zuhause darf meinetwegen auch mal sein – einmal im Monat. Es muss allerdings etwas Besonderes, eine Ausnahme sein. Ziel ist, dass man sich danach gut fühlt und nicht schuldig. Das heißt: Eine Mahlzeit wird dekadent, kein ganzer Tag.
Ob besondere Sünde, Schlemmen für den Seelenfrieden, Geburtstagsfeier, Abschiedsessen der Kollegin, das Prinzip bleibt: Über 24 Stunden muss die Bilanz stimmen.
Wenn das Abendessen üppig ausfallen wird, werden Frühstück und Mittagessen dürftig. Wenn du dazu tagsüber fleißig bist, kommt es dir zwar vor, als ob du am Abend richtig schlemmst. Der Blick auf das Verhältnis von Aufwand und Einfuhr in den wichtigen 24 Stunden beruhigt allerdings dein Gewissen, weil es unterm Strich in Maßen war. Wenn du reinhauen willst, muss sich der restliche Tag diesem Festmahl anpassen.
Das war nur ein kleiner Teil von diesem Abnehmbuch…
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