Überall wird Positivität gepredigt. Man soll Dieses tun, Jenes unterlassen, strahlen wie ein Honigkuchenpferd, Friede, Freude, Eierkuchen erzwingen.
Das krampfhafte Betonen des Guten und die Erwartungshaltung, alles richtig machen zu müssen, können einem gehörig auf den Keks gehen und damit sogar kontraproduktiv sein.
Wenn man schon den ganzen Tag angepisst ist und daher warme Worte wirkungslos verpuffen, muss man eventuell ein Kontrastprogramm fahren, um Erfolge erzielen zu können.
Negativität hat nämlich ihren unguten Ruf zu Unrecht. Wenn etwas angepackt werden muss, kann sie extrem hilfreich sein.
Schlechte Laune in Form von Aggressivität, Frust oder Angriffslust bringt den Motor zum Laufen. Erhitzte Gemüter sorgen für ordentlich Zunder, man bekommt aus dem Nichts einen Energieschub. Manch einer zittert vor Erregung, bei anderen pocht der Puls bis in den Hals im Technobeat. Bei uns allen gilt, ist man wütend, kann man kaum still sitzen, man brennt darauf, in Aktion zu treten.
Klar, lässt man die schlechte Laune an der falschen Stelle ab, macht man sich oder anderen das Leben unnötigerweise noch schwerer. Wer sich der dunklen Seite dieses Motivationstricks bewusst ist, kann diesen Fehler allerdings einfach vermeiden und den Tatendrang in die richtigen Bahnen lenken.
Es muss niemandem auf die Schnauze gehauen werden, es braucht kein Anschnauzen im Klartext. Die Kraft der Negativität bleibt ganz einfach exklusiv unsere Sache, schließlich soll sie uns Antrieb verleihen. Wir wollen aus schlechter Laune Produktivität schöpfen. Nutzt man die Kraft der Negativität richtig, tut Wut gut. Mit reichlich Zorn im Nacken lassen sich solche Berge versetzen, an die man sich im normalen Gemütszustand nicht herantrauen würde.
Skeptisch? Dass die Kraft der Negativität funktioniert, wirst du in deinem Leben bestimmt schon oft beobachtet haben. Sie zeigt sich beispielsweise, wenn eine genervte Person den Satz „dann mach ich den &*!% eben jetzt selbst“ blökte, anschließend entschlossen zur Tat schritt und tat, was getan werden musste.
Solch eine Energieexplosion können wir chronisch schwer motivierbaren Sportler nicht nur ebenfalls nutzen, sondern ganz gezielt einsetzen. Schlechte Laune kann nämlich der Funke sein, der das Feuer zum Sporteln entfacht.
Deine jetzige Verfassung ist wahrscheinlich nicht tobend. Du stehst wohl nicht ganz kurz vor dem Ausrasten. Der Alltag bietet aber jede Woche reichlich Reizpotenzial, bei dem wir schlicht gelernt haben, cool zu bleiben. Einen Samen des Frustes tragen wir alle in uns, wir müssen ihn daher nur noch im passenden Moment zum Knospen bringen, damit dem Training etwas blüht.
Um die Kraft der Negativität zu deinen Gunsten nutzen zu können, musst du dich erst vorsätzlich rasend machen, dann nutzt du den Moment, in dem du kein Halten mehr kennst, für den Aufbruch zum Training.
Und jetzt üben wir am lebenden sich aufregenden Objekt!
Es gibt zwei dankbare Ansatzpunkte, um quasi aus dem Nichts für schlechte Laune zu sorgen. Entweder regt man sich so sehr über sich selbst auf, dass man eine Abreibung durch den Sport verdient hat, oder man erfreut sich an seinen Mitmenschen, weil die einfach gar nichts draufhaben. Wir beginnen mit ein wenig Selbstgeißelung, danach bekommen die Anderen ihr Fett weg.
Niemand findet sich optisch perfekt, jeder hat irgendetwas an seinem Äußeren auszusetzen. Was eigentlich traurig ist, ist für diesen Motivationstrick ein echter Glücksfall. Es ist egal, wie fit oder fett man ist, das eigene Spiegelbild mit all seinen realen und/oder eingebildeten Makeln ist eine niemals versiegende Quelle der negativen Energie.
Wenn du eigentlich Sport machen möchtest, dich aber einfach nicht dazu aufraffen kannst, die Tür zu verlassen, musst du dich zum größten Spiegel deiner Behausung schleppen. Denn: Je mehr Angriffsfläche du sehen kannst, desto besser.
Wenn du vor dir stehst, schüttele den Kopf und pruste mit einer vorwurfsvollen Geste: Schau dir das mal an! Mustere dich im Spiegel von oben bis unten. Finde etwas, das dich nervt. Was passt dir an dir nicht? Bei welchem selbstverschuldeten Makel bist du empfindlich? Und pah! falls du jetzt behauptest, dass du dich so gut findest, bitte ich dich! Guck dich doch mal an!
Finde bestenfalls einen Grund zum Meckern, den du durch Sport lindern könntest. Zum Beispiel:
- Ich habe Beine wie Stöcke. Jeder Storch wäre eifersüchtig.
- Mein Gesicht hat Nachwuchs bekommen. Mein Doppelkinn hat jetzt ein Doppelkinn.
- Ich sollte vor Scham schmelzen. Ich habe einen Körperbau wie ein Schneemann.
- Ich werde sauer wie eine Zitrone. Ich habe sogar im Gesicht Orangenhaut.
- Ich habe in all den Jahren seit der Schule viel aus mir gemacht. Ich habe mich vermehrfacht! Mittlerweile bin ich die doppelte Ausführung meines jugendlichen Ichs.
So oder so ähnlich kannst du die Kraft der Negativität heraufbeschwören. Wer lange genug stichelt, staut Wut, die in der rechten Situation entladen werden kann. Seziere dich, lege den Finger in die Wunde, bis du kurz davor bist, deinem Spiegelbild eine Backpfeife zu geben. Bestrafe dieses arme Würstchen aber stattdessen mit einer Sporteinheit.
Natürlich muss man nicht immer oberflächlich sein. Vielleicht hast du auch das Pech (oder sollte man hier eher Glück sagen?!), dass du heute so bombe aussiehst, dass es nichts zu mäkeln gibt. Kein Problem, dann ändern wir die Taktik.
Es passieren einem im Alltag leider, äh, glücklicherweise, genügend Dummheiten, die man eigentlich besser weiß. Reitet man auf solchen Fauxpas herum, ist der Sport zwar kein Teil der Lösung, aber angetrieben von der Kraft der Negativität bewirkt man durch den Stressabbau dennoch etwas Positives.
Ist dir die passende Erwiderung auf einen dummen Spruch einer noch dümmeren Person mal wieder viel zu spät eingefallen? Hast du im Supermarkt nur Schrott eingekauft, obwohl du einen Einkaufszettel dabei hattest? Hast du auf der Arbeit einen unnötigen Fehler gemacht, dessen Ausbügeln viel Zeit, Kraft und Nerven kostete? Dann ärgere dich doch ein wenig. Trieze dich und ziehe dich ein bisschen auf.
Das Ziel bei der Wutsammlung durch alltägliche Fettnäpfchen ist, dass du dich über dich selbst aufregst und deinen müden Körper daraufhin bestrafen möchtest. Du musst von dir derart genervt sein, dass der nächste logische Schritt eine Bestrafung in Form von Sport ist.
Idealerweise verarbeitest du die Fehltritte des Tages während des Trainings und kannst danach seelenruhig, ganz ohne vorwurfsvolles Drehen und Wenden, einschlafen. Wer diese Art der Therapie betreibt und nichtige Ausrutscher dadurch zu den Akten legen kann, darf sich mit rotem Kopf und reinem Gewissen auf die Schulter klopfen. Es genügt bei den meisten Dummheiten ja, wenn man sich einmal richtig aufregt. Da man diese Sachen sowieso nicht mehr ändern kann, hat man damit seinem Gewissen wahrscheinlich seine Schuld gesühnt.
So, jetzt reicht es aber auch wieder mit den Gemeinheiten dir gegenüber, wir wollen ja nicht übertreiben. Nun bekommt der unmögliche Teil deines Umfelds, bekannt und unbekannt, das, was er verdient. Wer mit den lieben Mitmenschen interagieren muss, erlebt jeden Tag genug Situationen, um Kraft der Negativität für eine ordentliche Sporteinheit zu schöpfen.
Einer dieser Idioten …
- hätte dich beinahe angefahren, dieser Lump!
- gab dir kurz vor Feierabend mal wieder eine Aufgabe, die in der Restarbeitszeit nicht zu bewältigen ist, diese Thusnelda!
- machte dir Vorwürfe, wie faul du doch bist, diese Nullnummer!
Lass deinen Tag Revue passieren. Du findest bestimmt etwas, dessen Erinnerung dich von 0 auf 100 zur Weißglut bringt.
Rufe dir ins Gedächtnis wie …
- unfair das war.
- wie wenig Respekt dieses Mistvieh in dieser Situation vor dir hatte.
- wie oft du deine berechtigte Wut schon herunterschlucken musstest.
- wie viele Oscars du verdienst, weil du ständig gute Miene zum Bösen Spiel machen musst, um den Schein zu wahren.
Wenn sogar du Pazifist kurz vor einer Kriegserklärung bist, nutze das gute schlechte Gefühl und ziehe in die Schlacht.
Ziehe auch mitten in deiner Sporteinheit Nutzen aus diesem Verlierer. Lege Sprints ein, wenn du an die unfassbar hässliche Fratze von der Person, über die du dich für deine Motivation aufgeregt hast, denkst. Missbrauche ihn für eine gute Leistung, während du dir all die Endzeitstimmung aus dem Leib schwitzt.
Und dann, wenn du nach dem Sport ausgepowert bist, findest du tief in deinem Herzen bestimmt die Güte, dem Idioten, dem du dieses Training gewidmet hast, zu verzeihen. Falls dieser noble Akt der Menschlichkeit nicht gelingt, ist es aber auch kein Beinbruch. So kannst du aus einem besonders nervigen Vorfall auch für das nächste Training Kraft der Negativität ziehen.
Viel Spaß wünsche ich an dieser Stelle natürlich nicht, aber viel Erfolg! Rege dich auf, entfache die Kraft der Negativität, zeig es dir selbst oder diesen Pfeifen mal so richtig.
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