Obwohl Schuldzuweisungen oft unfair, weil ungerechtfertigt, sind, werden sie jetzt ausgepackt.
Bestimmt bist du das arme Opfer negativer Einflüsse, somit nicht Hauptverantwortlicher deiner akuten Unlust. Bestimmt sorgt dein Umfeld dafür, dass dir die Motivation zum Sport fehlt. Du armer Tropf leidest nämlich bestimmt unter Krabben im Eimer.
Was sind Krabben im Eimer?
Stell dir vor, du bist eine Krabbe, die in einen Eimer geworfen wird, in dem es nur so vor Artgenossen wimmelt.
Was ist dein erster Instinkt? Nichts wie weg!
Theoretisch hast du gar nicht mal so geringe Erfolgsaussichten. Der Eimer ist nicht tief, außerdem hast du so viele Mithäftlinge, dass du, Anführer, der du bist, diese als Leiter benutzen könntest, um in die Freiheit emporzuklettern. Anschließend würdest du deinen Kameraden natürlich die helfende Hand Schere reichen und allen Fluchtwilligen aus der Misere helfen. Die Krabben, die sich in ihrem Elend ergötzen und daher drin bleiben wollen, hätten am Ende sogar mehr Platz. Alle würden bei solch einer Lösung gewinnen, doch es folgt an dieser Stelle das weltberühmte Aber!
Ich erspare uns jetzt eine lange Leidensgeschichte, spule durch einen Spoiler zum Ende vor: Du könntest kratzen, krabbeln, klettern und kämpfen, dennoch ist ein Happy End ausgeschlossen! Sobald du kleine Krabbe kurz davor bist, den Rand des Eimers zu erreichen, wirst du jedes verdammte Mal von einer anderen Krabbe, die eventuell selbst nicht mal raus möchte, wieder heruntergezogen.
Mit Teamwork könnten es zwar viele Krabben aus dem Gefängnis schaffen, doch irgendein Instinkt der Tiere sorgt dafür, dass sie ihren Kameraden nichts gönnen, die Unterstützung verweigern und sie sogar immer wieder herunterziehen, bevor diese einen Teilerfolg verbuchen können. Eine erfolgreiche Flucht vieler wird durch den Eigensinn einzelner unmöglich gemacht.
Man kann es einen Fehler der Natur, Dummheit oder Egoismus nennen, es ändert nichts am Endeffekt. Setzt man genügend Krabben in einen Eimer, bremsen sie sich gegenseitig aus. Keine einzige Krabbe schafft es in die Freiheit, niemand sticht heraus, alle bleiben gleich.
Da waren schon einige Andeutungen dabei, komplett übertragen auf uns Zweibeiner besagt das Prinzip der Krabben im Eimer, dass das falsche Umfeld dafür sorgt, dass die eigenen Ambitionen, wie nobel sie auch sein mögen, zum Scheitern verurteilt sind. Wenn ich es nicht haben kann, sollst du es auch nicht bekommen, selbst wenn du mir etwas davon abgeben würdest!
Krabben im Eimer, diesmal sind die Menschen gemeint, ziehen dich herunter, rauben dir Mut und Abenteuerlust. Du verlierst durch ihren Input den Glauben an dich, wirfst voreilig das Handtuch oder hast den Kopf nicht frei, um dein Bestes geben zu können. Es wird bewusst oder unbewusst sichergestellt, dass dein Versuch missglückt.
Manche Krabben im Eimer agieren so, weil sie böse sind. Viele solcher Krabben wollen deinen Erfolg verhindern, weil sie nicht in die Verlegenheit kommen wollen, neidisch sein zu müssen. Es gibt aber auch hasenfüßige Krabben, die Angst vor Veränderungen haben. Auch hier bleibt der Endeffekt gleich: Du wirst sabotiert.
Und nun müssen wir diesen Gedanken noch auf den Sport und deine Unfähigkeit des Anfangens übertragen, damit wir dieses nervige Problem befriedigend lösen können.
Die Krabben im Eimer werden versuchen, dir durch dumme Kommentare und/oder blöde Witze, durch subtile Sabotage und/oder dreiste Destruktivität die Lust am Sport zu nehmen. Es ist daher Zeit, sie ausfindig zu machen, bevor sie sich weiter an deiner Substanz abarbeiten, bei deiner Trainingsplanung ihre Nadelstiche setzen oder dich kurz vor der Umsetzung mit einer Verbalattacke aus der Bahn werfen.
Gibt es in deinem Leben Krabben im Eimer?
Um die Krabben nicht nur stummschalten, sondern sogar zur Motivation nutzen zu können, muss man sie erstmal identifizieren. Das Entdecken ist zwar gar nicht so einfach, doch sobald man die Bremsklötze entlarvt hat, ist es glücklicherweise recht leicht, sich nicht mehr herunterziehen zu lassen.
Du musst jetzt ein wenig misstrauisch sein und all deine Lieben und Bekannten unter Generalverdacht stellen. Unsere Krabben sind nämlich vielseitige Tiere, die Saboteure können sich unter jeder Haut und in allen Lebensbereichen verstecken. Ich kann daher mit den folgenden Beispielen samt Beweggründen lediglich in der Hoffnung, ins Schwarze zu treffen, im Dunkeln stochern.
Deine Krabbe im Eimer könnte sein …
– die Mutter, die sagt, dass du doch eh nicht sportlich bist, damit du es gar nicht versuchst und sie nicht Lügen strafen kannst. Sonst müsste sie sich vielleicht eingestehen, dass sie selbst nicht unsportlich, sondern nur faul ist. Sie möchte dir gegenüber nicht in die Defensive geraten, Fortschritte deinerseits passen ihr also gar nicht in den Kram.
– die Freundin, die die ausgemachten Trainingstermine ständig kurzfristig absagt. Wenn dir keine Zeit zum Umplanen der Sporteinheit bleibt und du sie somit sausen lassen musst, kannst du während des gemeinsamen Shoppings am Wochenende an ihrer Seite nicht fabelhaft aussehen und sie zum hässlichen Entlein degradieren.
– der Partner, der dich belächelt, wenn du deine Muskeln stählen willst. Du sollst rundlich bleiben, es wäre ja sonst möglich, dass du dir ein Modell suchst, das optisch besser passt. Dass du Spaß am Sport hast, macht deinen Partner eifersüchtig. Weil er/sie aufgrund von selbstverschuldeter Untätigkeit bei dieser Freizeitbeschäftigung außen vor ist, wird dein Partner sogar wütend und macht dir Vorwürfe, durch die du dann die Freude an der Sache verlierst. Es wird behauptet, dass du ihn/sie nicht an deinem Hobby teilhaben lässt und somit aus deinem Leben ausschließt.
– der Vater, der deine Leistung mit den Daten von Spitzensportlern vergleicht und dadurch der Lächerlichkeit preisgibt. Er lässt seine Bitterkeit an dir aus, weil er sein eigenes Scheitern nie verarbeitet hat. Deine sportlichen Erfolge werden niedergemacht, damit du dich ebenfalls klein mit Hut und ohne Mut fühlst.
– die Kollegen, die dich während der Arbeitszeit mit Süßigkeiten füttern und abends vorsätzlich länger bleiben lassen, damit du deine Sporteinheiten verpasst und aufgrund des Kalorienüberschusses das Moppelchen von nebenan bleibst, das belächelt werden kann. Sie legen dir Steine in den Weg, um dich beim Durchstarten auf der Berufslaufbahn zu stoppen. Erfolgsmomentum soll von Übergewicht und Erschöpfung verhindert werden.
Wenn du fündig geworden bist, muss ich dir erstmal mein Mitleid aussprechen. Leider gibt es in deinem Umfeld Störenfriede. Das muss man erstmal sacken lassen, das ist schon ein schöner Schlamassel!
…
So. Genug Trübsal geblasen, jetzt ist nicht der Moment zu trauern, ich kann dich nämlich auch beglückwünschen: Ab sofort wird es besser werden. Wir halten bei der Gelegenheit auch fest, es liegt nicht an dir und deiner vermeintlichen Unfähigkeit, dass dir die Lust am Sport vergangen ist. Es sind die Unsicherheiten, der Neid und die Angst vor Veränderungen der Krabben im Eimer, die auf dich projiziert und abgewälzt wurden.
Zeig es den Krabben im Eimer!
Wir lassen nicht mehr zu, dass deine Antriebslosigkeit biblische Ausmaße annimmt. Löse dich aus den Fängen des Bösen! Du hast deren Probleme lange genug ausgebadet. Wir finden nun eine Lösung, die sich gewaschen hat.
Wir beginnen mit einem Paukenschlag, dem kompletten Liebesentzug. Im Normalfall muss man zwar nicht zu dieser drastischen Maßnahme greifen, doch falls es notwendig ist, kannst du dies als Anlass nehmen, Krabben, die wirklich überhaupt nichts Positives beisteuern, aus deinem Leben zu eliminieren.
Gibt es in deinem Umfeld eine Person, die dir Bauchschmerzen verursacht, weil sich dein Magen bei dem Gedanken an ein Gespräch oder ein Treffen einzieht wie ein Igel, der angegriffen wird? Kannst du dich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ihr euch zuletzt auf Augenhöhe begegnet seid und das Verhältnis von Geben und Nehmen ausgeglichen war? Dann bist du wohl in den Fängen eines Energievampirs, der an deinen Nerven zehrt und sich von deiner Güte ernährt, gelandet. In einem solchen Fall heißt es auf Nimmerwiedersehen!
Wenn dein Umgang dein Untergang ist, lebst du ohne diese Personen besser. Aber wir wollen ja nicht übertreiben. Für den Anfang soll es eine Trennung auf Zeit sein, um zu sehen, ob die Person wirklich solch eine negative Aura hat, wie wir ihr gerade unterstellen. Falls ja, zieht sich besagte Zeit wie Kaugummi, wodurch eure Beziehung immer mehr in Vergessenheit gerät.
Bei gemeinen Menschen darf man gnadenlos sein, es gibt aber selbstredend auch andere Fälle. Ist die Sache mit dem Sport der einzige Knackpunkt oder bist du durch viele andere Gründe an den negativen Menschen gebunden, ist falsch gelebte Toleranz trotzdem so schädlich, dass wir etwas ändern müssen. Spreche an, was dich stört. Du bist nicht zum Schwamm verdammt, der jeglichen Stuss aufsaugen muss. Erkläre, dass die Nörgelei dich nervt, verletzt oder aufregt. Mit etwas Glück triffst du auf Einsicht und die Lage verbessert sich zumindest für die nächste Zeit.
Es gibt aber auch Leute, mit denen man aus „Gründen“ nicht über seine Gefühle reden kann oder möchte. Wenn du auf taube Ohren stößt oder nichts zu deiner Verteidigung sagen willst, schweige das Thema tot. In kritischen Momenten solltest du bei den Konversationen versuchen, die Themen rund um den Sport so gut es geht auszuklammern. Lenke ab, falls ein Gespräch in diese Richtung driftet. Vermeide deutliche Antworten, indem du ausweichst. Es gibt genug Dinge, über die man reden kann. Fitness muss nicht zu euren Unterhaltungen gehören.
Leider ist die Theorie des Ablenkens in der Praxis nicht immer umzusetzen, weil manche Leute auf gewissen Angelegenheiten herumreiten. Immerhin kennt man seine Pappenheimer, kann also vorausschauend agieren. Wenn du einen hartnäckigen Widersacher ausgemacht hast, kannst du dich vorbereiten und die fiesen Attacken leicht parieren.
Es ist doch so, sobald das Thema Sport angeschnitten wird, greift die Krabbe im Eimer zu ihrer üblichen Taktik. Das nervige Gerede steht an, es folgt eine Variation des altbekannten bla, bla, bla. Da du weißt, dass du beleidigt, belächelt oder behindert werden wirst, sollte es hinhauen, auf Durchzug zu schalten.
Egal, ob dir jemand plump, aggressiv und offensichtlich oder subtil, bohrend und hinterhältig die Lust am Sport nehmen möchte, wenn du spürst, dass die Worte dir schaden könnten, schalte den Projektor deines Kopfkinos ein. Denke an etwas Anderes, damit dir die Angriffe nichts anhaben können.
Spiele zur Vorbereitung in einem ruhigen Moment durch, was passieren würde, wenn du dieser Krabbe im Eimer aufmerksam zuhören und ihrem „Ratschlag“ folgen würdest. Es hätte früher oder später eine negative Konsequenz für dich, oder?
Überlege ruhig gut, ob die Krabbe eventuell recht hat und triff dann die unwiderrufliche Entscheidung für den Sport. Denn genauso, wie es gar nicht mal so doof wäre, aus dem Eimer zu flüchten, ist eine Sporteinheit garantiert eine vermaledeit gute Idee.
Dein Entschluss steht nach dem allerletzten Abwägen unwiderruflich fest, die Beiträge der Krabbe im Eimer sind für dich daher nur noch Geplänkel. Lass dich nicht mehr herunterziehen, egal, mit welchen Argumenten sie kommt, überhöre das Gelaber. Das Gebrabbel der Krabbe soll zum Nichtstun führen, aber ab sofort wirken die Worte nicht mehr.
Ja, es ist eine blöde Situation. Die Komplexität der Natur hat uns diesen Schlamassel eingebrockt, machen wir das Beste daraus. Gehe unbeirrt die richtigen Schritte, auch wenn dich eine Krabbe aus der Bahn werfen will.
Selbst wenn die Krabben in deinem Leben ansonsten gute Tipps haben, keine Bremsklötze sind, dich gern haben oder gar abgöttisch lieben und diese schlechte Eigenschaft ungewollt an den Tag legen, musst du dieser Form von Negativität entgegen treten, es gibt nämlich keine rationalen Gründe, warum dir jemand den Sport vermiesen sollte.
Hast du die Vorarbeit geleistet, bist du kugelsicher, weil du es besser weißt. Während die Worte deiner Mutter, Freundin, deines Partners, Vaters oder der Kollegen vorbeirauschen, wirst du förmlich fühlen können, wie eine Krabbenschere an dir zieht. Du kannst nach den Ausführungen gönnerhaft „Okay, zur Kenntnis genommen“, sagen, doch diesmal lässt du dich nicht vom Sport abhalten!
Nun kann man bissige Kommentare, unlustige Witze und unfaire Vorwürfe wahrscheinlich nicht immer gänzlich überhören, zum Glück kann man sich danach direkt beim Sport entladen. Du entwaffnest deine Widersacher quasi, wenn du die schlechte Laune, die sie verursachen wollen, dazu nutzt, positive Energie zu erzeugen. Verpasse diesem Dementoren ein saftiges Expecto Patronum. Und wenn du Harry Potter nicht magst, lautet dein Zauberspruch: Weil du mich aufregst, reagiere ich mich am Sport ab!
Ein Leben mit Krabben im Eimer ist kein Zuckerschlecken, wir sind aber bereit in den sauren Apfel zu beißen, wenn es das Richtige ist, oder? Denke während eines Moments der Schwäche an die armen Krabben in deinem Umfeld, die in ihren Konventionen gefangen sind, aber eigentlich ausbrechen wollen. Stell dir all diese bemitleidenswerten Häftlinge vor, wie sie aufgegeben haben, weil sie keinen Ausweg fanden.
Beweise Stärke, nicht nur um deiner selbst willen. Sei die erste Krabbe, die die gierigen Scheren abschüttelt, Negatives an sich abperlen lässt und es aus diesem garstigen Eimer schafft. Sei ihr Licht am Horizont. Zeige ihnen, dass man trotz Widrigkeiten regelmäßig Sport treiben kann. Werde zu der Person, die sie gerne wären. Habe die Hoffnung, sie irgendwann mitreißen zu können.
Du kannst die anderen zwar nicht zwingen, genauso erfolgreich zu werden wie du. Du kannst aber der gute Einfluss sein, den sie verdienen. Suggeriere ihnen: Schaut her, wenn ich es schaffe, könnt ihr es auch!
Vergewissere dich, welche Entscheidung richtig ist. Bereite dich auf die Attacken vor. Nutze diese fiesen Scheren, die nach dir greifen wollen, als Ansporn! Lass dich schon heute nicht mehr von deinen Plänen abbringen. Und bald reichst du deinen Krabben im Eimer eine helfende Hand.
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Dieser Beitrag ist Teil des Buches Motivation zum Sport — die Aufraffbibel!
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