Viele Menschen machen Sport, um abzunehmen. Eine Menge Männer und Frauen betreiben mit ihren Übungen Bodystyling. Trifft etwas davon auf dich zu, herrschen beste Voraussetzungen, doch auch wer nicht für eine optische Verbesserung trainiert, wird für diesen Motivationstrick empfänglich sein.
Gehirn und Auge tricksen nämlich zu unseren Gunsten, verderben uns kurz den Appetit und verpassen uns schließlich den berühmten Tritt, da es in dieser Welt zu oft nur ums Äußere geht, und wir ebendiese Oberflächlichkeit gewollt oder ungewollt verinnerlicht haben.
Vorher-Nachher-Fotos kennt jeder. Man bekommt sie heutzutage auf allen Kanälen bei der Bewerbung von so manch dubiosem Diätprodukt präsentiert. Mit der Effektivität (beziehungsweise dem Mangel jener) der vermeintlichen Wundermittel wollen wir uns überhaupt nicht befassen. Selig mögen die Gläubigen der Abnehmversprechen sein. Uns soll jedoch die Wirkung der Bilder, die man von TV-Infomercials, Bannerwerbung, sozialen Medien und Zeitschriftenanzeigen kennt, interessieren.
Ob man will oder nicht, die Vorher-Nachher-Fotos sind ein Hingucker mit Wow-Effekt. Von Elefant zu elegant ist es bei diesen Fotomontagen nur eine Fokusverschiebung. Wenn dann auch noch eine große Wirkung für wenig Leistung versprochen wird, ist es verständlich, dass sich manch einer nur allzu bereitwillig übertölpeln lässt.
Da ich dir kein Produkt aufschwatzen, sondern dir die anstehende Sporteinheit verkaufen möchte, brauchst du jetzt auch nicht mit den Augen rollen und vorsorglich deinen Geldbeutel umklammern. Du kannst dich stattdessen offenen Herzens auf das Experiment rund um unsere Variante dieses Psychotricks einlassen.
Sinn und Zweck unserer Übung ist, sowohl heute als auch an vielen der kommenden Tage ohne Umwege, aber mit Abkürzung, dank unserer Vorher-Fotos zum Sport aufbrechen zu können. Es spielt auch keine Rolle, ob du dich eigentlich richtig hässlich oder mächtig prächtig findest, weil dank der Tricks von Schlangenölverkäufern, deren Methoden uns hier ja inspirieren, jeder auf Vorher-Fotos bescheiden aussieht.
Nun müssen wir nicht mehr groß um den heißen Brei herumreden. Du kannst dir gewiss denken, was gleich ansteht. *Trommelwirbel* Ja, du hast es erraten! Deine Aufgabe ist, in der unmittelbaren Zukunft für unvorteilhafte Vorher-Fotos zu sorgen, damit du so schnell wie möglich vor deinem Anblick wegrennen/wegfahren/wegschwimmen kannst.
Ein paar Fotos knipsen, nichts leichter als das, meinst du? Dann mach dich gefasst, es gibt nämlich tatsächlich ein paar Stolperfallen. Damit die Sache rund läuft und du gleich eine Runde läufst, möchte ich dir noch ein paar Hinweise geben. Der gewünschte Ablauf nach einem Blick auf unsere künstlerisch wertlosen Bilder muss nämlich sein, dass du dich siehst und dir denkst: Oh Schreck! Das muss aber besser werden!
Tappe nicht in die Falle der richtigen Winkel! Der natürliche Instinkt in Zeiten wie diesen ist, sich auf jedem Foto im besten Licht zu präsentieren, also durchtrainiert und wie frisch aus dem Ei gepellt auszusehen. Alles dafür zu tun, um auf Fotos gut auszusehen, haben wir mittlerweile verinnerlicht. Verständlich, man weiß schließlich beispielsweise bei Gruppenfotos nicht, auf welcher Plattform der sozialen Medien das Foto landet und bis ans Ende aller Tage oder dem großen Blackout gespeichert wird, wenn der oder die Knipsende gut getroffen wurde.
Du kennst bestimmt die ganzen Tricks, wie man für ein schlankeres und kantigeres Erscheinen sorgt. Jetzt ist das Gegenteil gefragt, du musst beim Modeln und Knipsen also umdenken. Du sollst nicht die Muskeln anspannen, du sollst nicht den Bauch einziehen, du sollst nicht den Kopf schief halten, du sollst nicht die Backen einsaugen. Du sollst so schlecht wie möglich aussehen, damit der Ehrgeiz geweckt oder das Schuldbewusstsein aufgeschreckt wird.
Und dein Lösungsmittel gegen den Anblick, diesen Schandfleck, ist natürlich Sport. Du sollst auf deinem Vorher-Bild dermaßen schlimm aussehen, die Konsequenz lautet: Du schnürst peinlich berührt die Schuhe, und ab dafür!
Kreiskopf? Ja, wir lieben Rundungen!
Blässe? Wie Casper der Geist!
Speckrollen? Willkommen!
Körperspannung? So wie im Tiefschlaf!
Fettfalten? Her damit!
Orangenhaut? Mehr davon!
Es muss keine Neverending-Foto-Love-Story im Adamskostüm oder in der Evaverkleidung werden, aber einige Perspektiven und ein bisschen Freizügigkeit solltest du dir abverlangen. Je mehr Fotos du machst, desto besser. Je weniger Kleidung du trägst, desto wirkungsvoller.
Hake diese Varianten möglichst leichtbekleidet ab:
- Gesicht von vorne
- Gesicht von der Seite
- Körper von vorne
- Körper von der Seite
Es ist wahrlich nicht jeder zum menschlichen Mannequin geboren. Wenn du bereits bei der Vorstellung deines Fotoshootings wenig Spaß an der Sache hast, solltest du die schlechte Laune nutzen und künstlerisch verwerten. Im Stile waschechter Vorher-Fotos musst du auf deinen Bildern nämlich schön deprimiert und deprimierend aussehen.
Schau so traurig in die Kamera, als würde jemand Lösegeld für dich verlangen und du ganz genau wissen, dass du so viel nicht wert bist.
Mundwinkel? Lass hängen!
Nachdem ich dich mit Dingen, die dir wahrscheinlich klar wie Kloßbrühe waren, aufgehalten habe, drücke ich nun auf die Tube. Halte dich nicht mit kontraproduktivem Perfektionismus auf. Hintergrundleinwand, Scheinwerfer und Spiegelreflexkamera müssen weder angeschafft noch hervorgekramt werden. Eine Handykamera, die etwas mehr als Kartoffelqualität kann, tut es.
Ansonsten gilt, dass die Fotos zwar höchstwahrscheinlich besser werden, wenn dich jemand anderes ablichtet, doch da wir es eilig haben, die Sportstrecke wartet schließlich auf dich, genügt das Knipsen von Selfies mit oder ohne Selbstauslöser.
Nun, lieber Fotograf und liebes Fotomodell, erteile ich den Schießbefehl, damit der Startschuss zum Training schnell fallen wird. Lass es *Klick* machen! Fertig bist du, wenn du dich, wie im typischen Modelleben, schön schmutzig fühlst.
Zeige dein dralles Doppelkinn! Oh yeah! Wie heiß. Präsentiere deine wunderbare Wampe! Ja, Baby, stelle die reizvollen Reiterhosen zur Schau! Du bist so nice! Der Kopf ist kreisrund, wonderful, wunderbar!
Wir machen einen Gedankensprung, gehen nun davon aus, dass du genügend Fotos geknipst hast. Wenn du den Auslöser ruhen lässt, ist es auch schon an der Zeit, dass du dich auslösen lässt!
Wahrscheinlich müsste es dein Gehirn besser wissen, sooo schlimm siehst du nämlich in echt garantiert nicht aus, dennoch wird die Stimme im Kopf auf dich einreden. Oh Schreck! Was ist denn das für ein unförmiges Etwas!?
Schon beim ersten Blick auf deine Vorher-Bilder gibt es hoffentlich kein Halten mehr. Denn was ist die Lösung dieses unansehnlichen Problems? Genau. Sport! Diese Vorher-Fotos sollen doch bestimmt nicht Ist-Zustand bleiben, oder?
Wenn du jetzt Sport machst, erfüllst du nicht nur dein Soll, du sorgst auch dafür, dass der Anblick auf den Bildern auf aller jedsten Fall bald der Vergangenheit angehört. Nach deinem Training sieht es im wahrsten Sinne des Wortes schon ein bisschen besser aus. Ein paar Kalorien werden dabei verbrannt, ein bisschen Muskelmasse gestählt.
Bei einem Film würde der Bildschirm nun schwarz werden, wodurch suggeriert wird, dass ein wenig Zeit vergeht und man sich auf eine neue Situation einstellen muss. Wir machen in diesem Stil auf der Zeitleiste im Geiste einen Satz nach vorne, gehen davon aus, dass du den ersten Schreck genutzt hast und direkt zum Sport gegangen bist. Jetzt ist sozusagen später.
Auch in Zukunft sollen deine Vorher-Fotos immer wieder für Motivation sorgen. Die Mühe soll sich gelohnt haben, das Fotografieren war schließlich unangenehm und aufwändig. Glücklicherweise siehst du auf den Bildern so „interessant“ aus, dass der Antrieb durch deinen Anblick kein Zwischenfeuer, sondern ein Dauerbrenner ist.
Ich hoffe, ich muss jetzt kein Machtwort sprechen. Selbst wenn du dich für dein Erscheinungsbild ein großes bisschen schämst, werden die Fotos nicht direkt wieder gelöscht. DOCH! DIE BLEIBEN HIER!
Aber lass dich beruhigen, deine Vorher-Bilder müssen kein stetiger Begleiter sein. Nur wenn Not am Mann oder Panik an der Frau ist, müssen sie das Tageslicht erblicken. Ansonsten kannst du beim inneren Monolog den Mantel des Schweigens über diese Augenweiden legen und so tun, als würden sie gar nicht existieren.
Wenn du eine Dosis Motivation nötig hast, sind die Vorher-Fotos der Notnagel, an dem du dich aufrichten kannst. Nur dann wirfst du einen Blick auf sie. Der Effekt wird trotz mehrfach wiederholtem Wiedersehen erstaunlich wenig Durchschlagskraft einbüßen. Wie schlecht man doch aussehen kann, ist immer wieder überraschend wie ein Blind Date. Du wirst ein bisschen geschockt sein und direkt die Beine in die Hand nehmen, um dafür zu sorgen, dass du nie wieder so aussehen wirst.
Es wurde schon angedeutet, jetzt wollen wir der Geheimhaltung auch noch ihre verdiente Aufmerksamkeit schenken. Privatsphäre ist ein wichtiges Thema, die Aufbewahrung der Fotos müssen wir daher auch noch kurz ansprechen.
Ich möchte nicht verantworten, dass deine Vertraulichkeiten in den falschen Händen und folglich vor unerwünschten Augen landen. Sei daher ein Geheimniskrämer und spiele Verstecken, wenn dir diese Art der Freizügigkeit bei aller Liebe zum menschlichen Körper dann doch zu weit geht.
So kann man sich die Vorher-Fotos als chronisch motivationsloser und Singlehaushalt ohne Putzhilfe führender Sportler beispielsweise auf die Innenseite des Schrankes, der am meisten verschlossen bleibt, hängen. Bei Bedarf spielst du Sesam öffne dich und schockierst dich für den Bruchteil von 1001 Nacht. Man hat die Bilder so zwar türgriffbereit, stumpft aber nicht wegen andauernden Blickkontakts ab.
Nicht jeder hat den Luxus alleine oder mit einer Person, mit der man solche Intimitäten unter unerwünschten Umständen doch mal teilt, zusammenzuwohnen. Wer das brisante Material nur bei Bedarf zum Vorschein bringen kann oder will, könnte die Ausdrucke im letzten Eck einer abschließbaren Schublade vergraben oder die Dateien im tiefsten Ordner, den ein Betriebssystem je erstellt hat, verstecken. In deiner Wohnung oder auf deinen Speichermedien wird es genug Plätzchen geben, die gute Verstecke sind. Dein Schlüsselbund, wenn du es eilig hast, und Dokumente, die du für die Steuererklärung brauchst, schaffen es ja auch, wie vom Erdboden zu verschwinden.
Ach, übrigens! Eine Geschäftsidee möchte ich dir noch mit auf den Weg zur Sportstrecke geben: Falls du etliche Kilogramm abnehmen willst, könntest du dir mit dem Hintergedanken, deine Fotos mit dem krassen Vorher-Nachher-Effekt an die Vermarkter dubioser Abnehmprodukte zu verkaufen, ein bisschen mehr Mühe geben. Vielleicht verdient man damit ja ein halbes Vermögen!? Ich würde es dir jedenfalls gönnen, bei all dem, was ich dir so zumute.
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Dieser Beitrag ist Teil des Buches Motivation zum Sport — die Aufraffbibel!
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