Gelüste beim Einkaufen: Widerstand wie Revoluzzer!

Hilfe! Die Versuchungen kommen.

Dass wir mit Hunger nicht einkaufen sollten, haben wir schon oft gemerkt. Der gute alte Kohldampf ist einfach das größte Verkaufstalent. Der könnte einem sogar dampfende Kohlsuppe andrehen.Da werden die hässlichsten Enten, also Lebensmittel, die man seit Jahrzehnten nicht mehr essen wollte, zu den schönsten Schwänen. Ein gesunder Appetit hat für jede Frage eine Antwort: Könntest du mal wieder essen.

Bei einem Spaziergang im Wald wäre ein Hüngerchen ungefährlich. Doch im Supermarkt kann man nicht weghören. Wenn man nur an bestimmte Lebensmittel – es sind immer die ungesunden – denkt, nistet sich der Kohldampf mit penetranter Stimme im Hinterkopf ein. Er redet die Gelüste stark. Findet hahnebüchene Gründe, warum du es kaufen musst. Das wäre heute Abend so lecker. Der Tag war so anstrengend, du warst so fleißig. Das hast du dir verdient. Dabei spielt es keine Rolle, ob man den ganzen Tag auf der Couch chillaxt hat. Verdient hat man sich nach der Meinung der Gelüste so ziemlich alles.

Unsereins versucht dazuzulernen wie eine Weiterbildung: Wie kann man mit Gelüsten im Supermarkt umgehen? Wie kommt man durch die Gänge ohne zuzugreifen?

Das berühmte Augen zu und durch ist nur ein nützlicher Trick, wenn man ganz alleine unterwegs ist. Wenn du keine Unfälle im Laden bauen willst, können wir es nicht ganz so drastisch regeln.

In unserem Fall versuchen wir es mit den Scheuklappen. Das passt doch auch, schließlich sind wir beide heißblütig wie junge Pferde. Am einfachsten funktioniert das Ignorieren, wenn man heiß, wann die Nervensägen kommen. Ich glaube aus diesem Grund wurde auch die Anrufer-ID erfunden. So sieht man, wenn die Schwiegermutter anruft und muss nicht rangehen. Wenn du weißt, hinter welchem Gang deine Schwäche lauert, kannst du dich vorbereiten.

Kurz bevor du die Lockrufe hörst, mach dir klar: Mit uns läuft heute nichts, mein Freundchen! Um die sündigen Luder machen wir einen Bogen. Denn die haben uns schon so oft enttäuscht. Erinnere dich an das schlechte Gefühl, nachdem du im Wahn die ganze Packung gefuttert hast. Erinnere dich an die Scham, nachdem innerhalb von 30 Sekunden die Packung leer war. Es ist einfach ein zu kurzes Vergnügen, wenn wir unseren Gelüsten freien Lauf lassen. Wir halten es wie schöne Frauen mit betrunkenen Männern – Bloß keinen Körperkontakt. Fass mich ja nicht an!

Man kennt sich leider nicht in jedem Supermarkt aus, oft kann man es zumindest erahnen, wo eine Sünde kommt. Wenn wir überrascht werden, richten wir den Blick auf den Boden und gehen schnurstracks weiter.

Kaum ist man an einem üblich-verdächtigen Produktsortiment vorbei, meldet sich das dicke Männchen im Kopf. Das hast du schon so lange nicht mehr gegessen. Schädlich ist es doch nur, wenn du es regelmäßig ist. Gönn dir.

Wir haben es uns zwar deutlich gesagt, dass wir die Pfoten von gewissen Sünden lassen sollten. Aber der innere Drang hat sich zu einem Verlangen aufgebauscht, das sich so leicht nicht besänftigen lässt. Dann sind Worte nicht genug. Wir müssen Taten sprechen lassen.

Mach dir bewusst, was die letzte Sünde angerichtet hat. Wer nicht hören will, muss fühlen.

Ein idiotensicherer Kniff, um sich eine Sünde zu ersparen, ist der Griff in den Speck. Wo hast du deine Problemzonen versteckt? Unter der Hose oder unter dem Pullover? Keine Sorge, du musst zwar keinen Striptease einlegen, aber Hand anlegen. Bevor du ins Regal greifst, macht deine Hand einen Abstecher über dein schlimmstes Fettpolster.

Willst du die Wahrheit hören? Die ganzen Sünden von vergangener Tage haben dir das eingebrockt. Und diese Sünde macht das Elend noch schlimmer. Du treudoofe Schrulle wirst doch dieser miesen Tafel Schokolade nicht schon wieder die Hand reichen!?

Wenn du nicht willst, dass aus deiner Problemzone ein Krisengebiet wird, mach dir bewusst, wer die den Schlamassel einbracht hat.

Du alter Sturkopf. Wenn du einmal etwas im Kopf hast, wirst du es nicht mehr los. Du hattest Lust auf deine Sünde, jetzt redest du dir ein, dass du sie willst. Du willst, willst, willst einfach. In diesem Szenario hast du den Kampf verloren.

Du bist deinen Gelüsten erlegen und kurz davor, eine Sünde zu kaufen. Du schüttelst nicht die weisse Fahne, es ist die weisse Serviette.

Doch warte!

In dir steckt ein Kämpfer. Um die Schlacht zu gewinnen, um die Sünden zu besiegen, muss man die Taktik ändern, einen Umweg einschlagen. Wir betreiben psychologische Kriegsführung, tricksen uns einfach ein bisschen aus.

Ich liege richtig in der Annahme, dass deine Sünden ungesund sind?! Rhetorische Frage. Eigentlich ist es eine Aussage. Sonst wäre es ja keine Sünde, sondern eine Wohltat für deinen Tempel.

Wir suchen etwas, das so ähnlich ist wie deine Sünde, nur nicht ganz so ungesund. Eine gesunde Alternative. Stell dir vor, deine Sünde wäre ausverkauft oder du wärst in einem Ökoladen. Wozu würdest du greifen, um deine Luft zu befriedigen?

Statt Schokolade gibt es beispielsweise Schwarzbrot mit Nutella, statt Pralinen werden Früchte mit Schokoüberzug genascht, man reicht Magerquark mit Kakaopulver und Honigstatt Schokopudding, an Stelle der gerösteten Erdnüssen mit massig Öl und noch mehr Salz gibt es nur Erdnüsse.

Es ist muss nicht direkt eine gesunde Mahlzeit aus der eigentlichen Sünde werden. Das ist lediglich das Endziel, nachdem wir immer wieder zu einer gesunden Alternative gegriffen haben.

Wenn dich die Gelüste das nächste mal überkommen, werde kreativ. Such dir etwas, dass so ähnlich ist, aber ein nicht ganz so schlechtes Gewissen macht.

Ganz klar: Je gesünder deine Alternative ist, desto besser. Aber du brauchst beim ersten mal nicht übertreiben. Auch mit kleinen Schritten kommt man ans Ziel und kann den Krieg für sich entscheiden.

Hinweis:
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